Ich wünsche Ihnen allen einen schönen guten Abend.
Ich habe die Herausforderungen angenommen, es war keine Verlegenheit im Sinne von mir
fällt auch kein besserer Titel ein.
Aber das Schöne an solchen kurzen Sätzen ist ja, dass sie auch noch mal viel Freiheit
lassen.
Und ich könnte natürlich es jetzt relativ kurz machen und das jetzt entweder mit einem
Ja oder mit einem Nein beantworten.
Das wäre eine Antwort, die Sie wahrscheinlich nicht zufrieden stellen würde.
Ich möchte ein bisschen tiefer reingehen und die Frage erstmal so ein bisschen auseinander
nehmen und gucken, was bedeutet diese Frage eigentlich heute in unserer Gesellschaft,
wenn wir über diese Dinge nachdenken.
Es gibt ja dazu sehr unterschiedliche Vorstellungen, wie man sich diesem Thema nähert.
Es gibt Leute, die sagen, dass es mit dem Staben überhaupt ziemlich interessant ist.
Ich möchte nun nicht selber dabei sein, so wie Rudi Ellen das mal gesagt hat.
Ich würde Sie gerne einladen, bei der Dekonstruktion dieser Frage dabei zu sein und dann ein paar
– es sind keine fertigen Lösungen, aber es sind Diskussionsvorschläge und vielleicht
auch Anhaltspunkte, an denen wir uns orientieren können, um in dieser sehr substanziellen,
sehr existenziellen Frage ein Stück weiter zu kommen.
Was ist Gerechtigkeit?
Die Frage treibt die Menschheit schon ziemlich lange um.
Ich möchte zunächst mal darauf eingehen, dass wir mit diesem Begriff des Gerechten
zum Teil sehr, sage ich mal, freihändig und auch unspezifisch umgehen.
Wenn zum Beispiel jemand sagt, es ist ungerecht, dass heute so ein schlechtes Wetter ist oder
dass es schon wieder regnet, dann ist es vielleicht eine Verwendung des Wortes gerecht, aber sie
wird dem Begriff der Gerechtigkeit nicht wirklich gerecht.
Aber es ist in unserem alltäglichen Sprachgebrauch durchaus in dieser oder ähnlicher Verwendung
immer wieder anzutreffen, dass wir Dinge ungerecht finden, bei denen wir bei genauerem Hinsicht
sagen müssen, das hat eigentlich nichts mit Gerechtigkeit zu tun, also man ist damit unzufrieden
oder es stört einen oder – aber wir haben eigentlich keinen richtigen Adressaten, an
dem wir sagen könnten, du hast da ungerecht gehandelt.
Früher hatte man das vielleicht noch ein bisschen einfacher, indem man sagen konnte, ja Gott
ist es eben, der die Sonne aufgehen lässt, übergerechte und ungerechte, also da hätte
man solche Naturereignisse vielleicht noch zuordnen können.
Glauben kann man das heute immer noch tun, im Feld der Wissenschaft wird es schwierig,
solche Redeweisen zu verwenden.
Gleichwohl, und da komme ich gleich noch genauer drauf, ist das durchaus eine Tradition, das
wir gleich noch mal sehen, die uns immer noch auf eine bestimmte Art und Weise prägt und
auch unser Denken über Gerechtigkeit mitprägt.
Wenn wir dem Gedanken der Gerechtigkeit etwas näher kommen wollen, dann vielleicht mit so
einem Satz wie, es ist ungerecht, wenn sie mehr erhält als er, das heißt, wir haben
Vorstellungen davon, wie Parteien in einem Sachverhalt bedient werden, was sie bekommen,
warum sie das bekommen und da kommt jetzt der Gedanke der Gerechtigkeit mit hinein,
zum Beispiel im Sinne der Gleichheit.
Eigentlich muss sie genauso viel bekommen, Geschichte, die bei Kindern und Nachtisch
immer eine große Rolle spielt.
Wir haben den Gedanken der Gerechtigkeit, auch wenn wir sagen, eine bestimmte Strafe
ist gerecht, sie ist angemessen im Verhältnis zu dem, was jemand getan hat.
Auch da spielt der Gedanke der Gerechtigkeit eine wichtige Rolle.
Auch hier haben wir wieder biblische Anleihen, wenn Paulus davon spricht, dass der Tod beispielsweise
der Sünde sollt ist, also in gewisser Weise gerecht ist.
Presenters
Prof. Dr. Arne Manzeschke
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:39:08 Min
Aufnahmedatum
2020-01-29
Hochgeladen am
2020-01-31 11:26:58
Sprache
de-DE